Herbsttagung des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie - Zusammenhalt in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten
Bauwirtschaft und Baustoffindustrie leiden – bereits im dritten Jahr – unter einer wirtschaftlichen Krise bisher unbekannten Ausmaßes. Rückgänge von bis zu 50 Prozent bei Produktion und Umsatz gehen auch an der Kalksandsteinindustrie nicht spurlos vorbei. Flächendeckende Kurzarbeit, Produktionsstopps und Werksschließungen sind die dramatischen Folgen. Doch wie reagiert man als Branche auf derartige Herausforderungen?
Am besten mit Schulterschluss, gemeinsamer Forschung und klarer Kommunikation im Jahr vor der Bundestagswahl. Die Herbsttagung der Kalksandsteinindustrie bot am 4./5. November in Hannover dazu ausreichend Raum.
Stärke durch Einigkeit
Für Jan Dietrich Radmacher, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie e.V. ist die Lage klar: „In Sachen Wohnungsbau hat die aktuelle Bundesregierung nicht nur ihre Ziele nicht erreicht. Sie ist in den letzten drei Jahren krachend gescheitert, weil sie die Ratschläge aller Experten in den Wind geschlagen hat.“ Stand heute werden in Deutschland mehr als 800.000 neue Wohnungen benötigt, vor allem im bezahlbaren Segment. Im Mai 2024 hatte sich Bauministerin Klara Geywitz noch für 294.300 Fertigstellungen in 2023 gefeiert, wohl wissend, dass die Genehmigungen schon damals dramatisch eingebrochen waren. Fachleute der Branche warnen, dass wir 2024 kaum noch 200.000 Fertigstellungen schaffen werden. 2025 verspricht, nochmals schlimmer zu werden. „Auch wenn wir in Sachen Inflation, Zinsniveau und Kreditnachfrage erste vorsichtige Anzeichen für die dringend nötige Marktbelebung sehen, politisch bleibt riesiger Handlungsbedarf, um Wohnungsuchende, Bauwirtschaft und Baustoffindustrie vor dem Kollaps zu bewahren. Wir brauchen Entbürokratisierung, Steuererleichterungen und vor allem neues Vertrauen in die teils chaotische Förderpolitik“, eröffnete Radmacher die diesjährige Herbsttagung, die am ersten Tag gemeinsam mit dem Bundesverband Porenbetonindustrie e.V. durchgeführt wurde.
Um im Jahr vor der Bundestagswahl politische und kommunikative Kontinuität zu wahren, hat sich der Vorstand im Rahmen einer ebenfalls durchgeführten außerordentlichen Mitgliederversammlung bereit erklärt, sein Mandat ein Jahr länger als geplant auszuüben. „Zudem freuen wir uns sehr, dass Markus Blum, Geschäftsführer der H+H Deutschland, dem Ruf in den Vorstand gefolgt ist. Mit ihm gewinnen wir einen ausgewiesenen Experten der Mauerwerksindustrie. Seine Expertise wird dabei helfen, unsere ambitionierten Ziele zu verwirklichen“, so Radmacher.
Innovation durch Forschung & Entwicklung
Wichtigste langfristige Themen für die Mauerwerksindustrie sind Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Um das selbstgesteckte Ziel einer treibhausgasneutralen Kalksandsteinindustrie bis 2045 zu erreichen, sind umfangreiche Forschungen und Investitionen nötig. Mit einem Anteil von derzeit 80 Prozent am CO2-Abdruck der Kalksandstein-Produktion steckt in der Herstellung des Vorproduktes Kalk der auch mit Abstand größte Hebel zur Reduktion von Treibhausgasen.
Philip Nuyken, Geschäftsführer Politik des Bundesverbands der Deutschen Kalkindustrie e.V. und Leiter des Hauptstadtbüros, stellte in Hannover die „Roadmap Kalkindustrie 2045“ vor. Klar ist, dass auf Grund der rohstoffbedingten CO2-Emissionen ohne CO2-Speicherung und -Abscheidung eine klimaneutrale Kalkproduktion nicht zu erreichen sein wird.
Die Forschungsvereinigung Kalk-Sand e.V. führt seit Jahrzehnten Forschung zu Fragestellungen der Kalksandsteinindustrie durch. Forschungsleiter Dr. Wolfgang Eden präsentierte zahlreiche Projekte, die das Ziel eint, bessere Produkte mit weniger Energie- und Kalkeinsatz herzustellen, weil das den ökologischen Fußabdruck verringert und wertvolle Ressourcen schont.
Um die Erfolge der treibhausgasarmen Produktion ihrer Mitglieder zu dokumentieren, legt die Kalksandsteinindustrie zudem zukünftig ein Nachhaltigkeitsgütesiegel auf. Es weist aus, dass strenge Grenzwerte im Hinblick auf die Reduktion von Treibhausgasen (Global Warming Potential) und den Nichterneuerbaren Primärenergiebedarf (PENRT) eingehalten werden.
Politisch klare Kante zeigen
„Im kommenden Jahr steht mit der Bundestagswahl die wohl wichtigste Richtungsentscheidung in unserem Land an. Angesichts der dramatischen Situation am Wohnungsmarkt ist zu erwarten, dass die Wohnungspolitik ein bestimmendes Thema der Wahl sein wird. Als Kalksandsteinindustrie haben wir nicht nur den richtigen modularen Systembaustoff für den bezahlbaren Wohnraum - unsere Bauweise ist nachgewiesen auch die wirtschaftlichste am Markt. Dies wurde uns im Rahmen unserer Herbsttagung von Prof. Dr.- Ing. Eric Brehm noch einmal nachdrücklich bestätigt. Daher werden uns gemeinsam mit unseren Partnern selbstverständlich in die anstehende Debatte einbringen. So, wie wir schon immer aufgetreten sind: Klar in der Sprache, aber sachlich in der Argumentation und zielorientiert.“, betont Roland Meißner, Geschäftsführer des Bundesverbands Kalksandsteinindustrie e.V..