Sichtmauerwerk

Aus Kalksandstein lassen sich ästhetisch anspruchsvolle Außen- und Innenwände in Sichtmauerwerkstechnik herstellen. Dabei hängt das endgültige Ergebnis des Sichtmauerwerks nicht nur von der Qualität der Steine ab, sondern auch von der Lagerung und Verarbeitung auf der Baustelle.

Bestellung und Anlieferung

Für Außensichtmauerwerk sind im Allgemeinen frostwiderstandsfähige KS-Verblender (KS Vb) zu verwenden. KS-Sichtmauerstürze und KS -U-Schalen ergänzen die Produktpalette. Damit kann das komplette Sicht- und Verblendmauerwerk aus Kalksandstein erstellt werden. 

Sofern das Sichtmauerwerk nicht deckend gestrichen wird, sind die Verblendsteine für ein Gebäude nur von einem Werk zu beziehen, da sonst Farbunterschiede nicht zu vermeiden sind. Weiterhin sollten die Liefermengen so disponiert werden, dass sie für einen Bauabschnitt oder zumindest für einen Wandabschnitt ausreichen, da auch geringe Unterschiede von Produktionscharge zu Produktionscharge nicht ganz auszuschließen sind.

Schutz vor Schäden

Die Verblender werden im Allgemeinen mit Folien geschützt und auf Paletten angeliefert. Das gewährleistet eine schonende Behandlung beim Be- und Entladen und schützt die Steinpakete vor Verschmutzung. Der Transport zur Baustelle erfolgt mit Kranfahrzeugen. Die Entladestellen auf der Baustelle sind so vorzubereiten, dass die angelieferten Steine auf einem befestigten ebenen Untergrund abgesetzt werden können. Für den Weitertransport auf der Baustelle sind Krangreifer zu empfehlen.

Eventuelle Mängel an den Steinen sind bei der Anlieferung, in jedem Fall jedoch vor der Verarbeitung dem Lieferanten anzuzeigen. Keinesfalls sollten Steine verarbeitet und erst später reklamiert werden.

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Verarbeitung von Kalksandstein-Sichtmauerwerk

Sichtmauerwerk unterliegt rohstoffbedingt gewissen farblichen Schwankungen. Handwerksgerecht erstelltes Sichtmauerwerk lebt von diesen Unregelmäßigkeiten und sollte z.B. nicht mit einer Fliesenbekleidung verglichen werden.

Die konstruktive Ausführung von Mauerwerk ist in Normen, Richtlinien und Merkblättern eindeutig beschrieben. Sicht- und Verblendmauerwerk wird nach der Mauerwerksnorm DIN EN 1996/NA ausgeführt sowie nach VOB/C:ATV DIN 18330 ausgeschrieben und abgerechnet.

Für die gestalterische Erscheinungsform von Mauerwerks- Sichtflächen gibt es jedoch keine verbindlichen Regeln. Die Anforderungen, die an das Erscheinungsbild des Sichtmauerwerks gestellt werden, sind daher im Voraus vom Planer/ Bauherrn so eindeutig zu beschreiben, dass die ausgeschriebene Leistung sicher kalkuliert, ausgeführt und abgenommen werden kann. Zu empfehlen ist, dass in der Leistungsbeschreibung neben Mustersteinen auch eine Musterfläche vereinbart wird. Mit Hilfe einer solchen Musterfläche können Steine, Mauerverband und Verfugung festgelegt und abgestimmt werden.

Bei der Beurteilung von Sichtmauerwerk spielen ein angemessener Betrachtungsabstand, die Größe und die gestalterische Gesamtwirkung der Sichtmauerwerksfläche eine Rolle.

Kontrolle der Oberflächen und Kanten

KS-Verblender und KS-Vormauersteine haben herstellungsbedingt jeweils nur eine kantensaubere Kopf- und Läuferseite. Das ist beim Vermauern durch entsprechendes Drehen der Steine zu berücksichtigen. Bei erhöhten Anforderungen, wie z.B. beidseitigem Ein-Stein-Sichtmauerwerk, kann es erforderlich sein, auf der Baustelle eine gewisse Anzahl von Steinen auszusortieren.

Einfluss durch Mauerverband

Beim Sichtmauerwerk, bei Verblendschalen oder Ein-Stein-Mauerwerk mit einer Steinreihe je Schicht wird im Allgemeinen ein Läuferverband ausgeführt. Zur Verbesserung der Rissesicherheit ist ein Mauerverband mit 1/2-steiniger Überdeckung einem Verband mit 1/4-steiniger Überdeckung vorzuziehen.

Übersicht verschiedener Verbände

Kreuzverband
Kreuzverband
Blockverband
Blockverband
Läuferverband
Läuferverband, besonders günstig mit ½-Stein-Überbindung
Binderverband
Binderverband
Holländischer Verband
Holländischer Verband
Wilder Verband
Wilder Verband
Gotischer Verband
Gotischer Verband mit Läufer-Binder-Schichten
Gotischer Verband – Abwandlung
Gotischer Verband – Abwandlung
Gotischer Verband, Abwandlung Zickzack
Gotischer Verband – Abwandlung als Zickzack-Verband
Gotischer Verband, Abwandlung Läuferschichten
Gotischer Verband – Abwandlung mit Läuferschichten
Märkischer Verband
Märkischer Verband mit Läufer-Binderschichten
Märkischer Verband – Abwandlung
Märkischer Verband – Abwandlung
Märkischer Verband, Zickzack-Abwandlung
Märkischer Verband – Abwandlung als Zickzack-Verband
Märkischer Verband, Abwandlung Läuferschichten
Märkischer Verband – Abwandlung mit Läuferschichten
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Verblendmörtel

In der Verblendschale hat der Normalmauermörtel die Aufgabe, gemeinsam mit dem Mauerstein eine geschlossene Fläche zu bilden, die den Witterungsbeanspruchungen widersteht. Für diesen Zweck muss der Mauermörtel gut am Stein haften. Andernfalls bilden sich flache Öffnungen zwischen Stein und Fugenmörtel, so genannte Blattkapillaren, die das Eindringen von Niederschlagswasser in das Mauerwerk fördern und damit seine Dauerhaftigkeit beeinträchtigen.

Der Normalmauermörtel in Verblendschalen muss ausreichend druckfest und gleichzeitig genügend verformungsfähig sein. Da Verblendschalen, ausgenommen ihres Eigengewichts, nicht vertikal belastet sind, sind Verformungen, z.B. infolge Temperaturänderung, größer als in belastetem Mauerwerk. Die Formänderungen führen in der Regel auch zu Zugspannungen, die von Mauersteinen und Fugenmörtel aufgenommen werden müssen.

Eigenschaften des Verblendmörtels

Die Steine entziehen dem frischen Mörtel einen Teil des Anmachwassers. Damit der Mörtel nicht aufbrennt, muss er ein auf die Saugcharakteristik der Kalksandsteine abgestimmtes Wasserrückhaltevermögen haben.

Für KS-Sichtmauerwerk müssen die Mörtel frei sein von Salzen, Lehmanteilen und anderen organischen oder anorganischen Verunreinigungen, die zu Ausblühungen oder Verfärbungen des Sichtmauerwerks führen können. In der Praxis gut bewährt haben sich Werk-Trockenmörtel.

Die Lieferform Werk-Trockenmörtel ist dem Baustellenmörtel aus den nachfolgend genannten Gründen in jedem Falle vorzuziehen:

  • Gleich bleibend hohe Qualität und Sicherheit durch Gewährleistung einer genaueren Dosierung der Mörtelausgangsstoffe und damit einfache Handhabung auf der Baustelle.
  • Abstimmung des Wasserrückhaltevermögens auf das Saugverhalten der jeweiligen Kalksandstein-Verblender und damit höhere Sicherheit gegen das „Aufbrennen“ des Mörtels.
  • Für besonders mit Schlagregen beanspruchtes Mauerwerk können die Mörtel, ähnlich wie Putze, hydrophobiert werden. Dazu werden den Mörteln hydrophobierende Zusätze, wie z.B. Stearine, zugemischt. 
  • Einfachere Logistik durch gleichzeitige Lieferung von Steinen und Mörtel.
  • Sichtmauerwerk mit Kalksandsteinen kann mittels Fugenglattstrich oder auch nachträglicher Verfugung hergestellt werden. Dazu eignen sich Werk-Trockenmörtel aufgrund ihrer technischen Eigenschaften und ihres Erscheinungsbildes.
  • Höhere Mörtel-Haftscherfestigkeit: Hoher und schneller Haftverbund
  • Werk-Trockenmörtel können eingefärbt werden und ermöglichen damit die gezielte Herstellung eines gewünschten Erscheinungsbildes der Verblendschale.
  • Werkseitig hydrophobierte Kalksandstein-Verblender sind mit hierfür geeigneten Mörteln zu verarbeiten.

 

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Verfugung von Kalksandstein-Sichtmauerwerk

Mörtelfugen in Verblendschalen
Ausführung von Mörtelfugen in Verblendschalen

Zur Verfugung von KS-Sichtmauerwerk gibt es verschiedene Methoden wie den Fugenglattstrich, bei dem der Mauermörtel beim Aufmauern des Sichtmauerwerks mit einem Schlauch oder einem Fugholz glattgestrichen wird.  Eine andere Technik ist die nachträgliche Verfugung, bei der der Fugenmörtel nach Fertigstellung der Sichtmauerwerksfläche in einem separaten Arbeitsgang eingebracht wird. 

Seltener wird die so genannte geschlämmte Fuge bei Außensichtmauerwerk angewendet. Hier entsteht durch das Zuschlämmen der Fugen mit einem Quast beim Aufmauern ein mehr oder weniger „rustikales“ Sichtmauerwerk, das anschließend mit einem deckenden Anstrich versehen werden sollte. Geschlämmtes Mauerwerk wird häufig als Kellermauerwerk, in Nebenräumen oder bei Industriebauten als preisgünstige Form des Sichtmauerwerks mit Abstrichen an das optische Erscheinungsbild hergestellt.

Die Form der Mörtelfuge darf den Abfluss von Niederschlagswasser nicht behindern. Dazu müssen die Oberseiten der Lagerflächen von KS-Verblendern immer vollständig mit Mörtel bedeckt sein.

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Fugenglattstrich

Das Sichtmauerwerk wird vollfugig erstellt. Beim Fugenglattstrich sind die Fugen in ihrer ganzen Tiefe aus einem „Guss“, das heißt, der Mauermörtel ist gleichzeitig auch der Fugenmörtel. Hierbei handelt es sich um eine technisch einwandfreie und sehr wirtschaftliche Technik, bei der jedoch vorauszusetzen ist, dass die Maurer die Technik des Fugenglattstrichs beherrschen und ein optisch einwandfreies Fugenbild erstellen. Die Farbe der Mörtelfuge ist hierbei durch den Mauermörtel vorgegeben.

Ausführung des Fugenglattstrichs

Beim Aufmauern wird der herausquellende Mauermörtel nach Beginn des Ansteifens mit einem Fugholz oder Schlauchstück – ggf. über ein Fugeisen gezogen – bündig mit der Vorderkante des Sichtmauerwerks glattgestrichen und dabei verdichtet. Hierdurch ergibt sich eine leicht gerundete Fuge.

Für diese Technik muss der Mauermörtel eine gute Verarbeitbarkeit und ein günstiges Wasserrückhaltevermögen besitzen. Beim Hervorquellen aus den Fugen darf der Mörtel nicht an den Steinen herunterlaufen und diese verschmutzen. Gut bewährt haben sich die auf KS-Sichtmauerwerk eingestellten Werkmörtel.

Das frische Sichtmauerwerk ist vor starkem Regen und starker Sonneneinstrahlung zu schützen und bei sommerlicher trockener Witterung ggf. mit Wasser zu besprühen.

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Nachträgliche Verfugung

Bei der nachträglichen Verfugung wird der Fugenmörtel nach Fertigstellung der Sichtmauerwerksfläche in einem separaten Arbeitsgang hohlraumfrei so eingebracht, dass die Fugen mit der Vorderkante der Steine bzw. des Mauerwerks bündig abschließen. Dadurch entsteht eine glatte Fuge. Die Farbe der Mörtelfuge kann unabhängig vom Mauermörtel gewählt werden.

Ausführung der nachträglichen Verfugung

Bei der nachträglichen Verfugung ist die Fuge entsprechend DIN EN 1996-2 mindestens 1,5 cm tief und flankensauber beim Aufmauern auszukratzen. Steindicken < 10,5 cm sind direkt mit dem Mauermörtel (in eigenem Saft) zu verfugen.

Die Fugen des Sichtmauerwerks werden von Staub und lockeren Mörtelresten befreit und gründlich vorgenässt. Der erdfeuchte bis plastische Fugenmörtel wird mit einer Fugenkelle hohlraumfrei eingebracht und verdichtet

Die Lager- und Stoßfugen sind gut miteinander zu verbinden. Auf gute Flankenhaftung des Mörtels an den Steinen ist zu achten. Das frische Sichtmauerwerk ist vor starkem Regen und starker Sonneneinstrahlung zu schützen und bei sommerlicher trockener Witterung ggf. mit Wasser zu besprühen. Der Fugenmörtel darf nicht über die Verblendsteine gewischt werden. Um ein gleichmäßiges Fugenbild zu erzielen, sollte die nachträgliche Verfugung nur bei trockener Witterung ausgeführt werden.

Bei weißem Fugenmörtel ist weiterhin darauf zu achten, dass nicht durch ungeeignetes Werkzeug (Stahlabrieb) die weißen Fugen dunkel verfärbt werden. Es sollte z.B. eine Fugkelle aus nicht rostendem Stahl verwendet werden.

Nachträgliche Verfugung
Vor dem Erhärten des Mauermörtels werden die Fugen mindestens 15 mm tief ausgekratzt und später mit Fugenmörtel ausgefugt. Die Steinbreite muss dabei ≥ 105 mm sein.
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