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News | Markt- und Bauwirtschaft
28.04.2025

Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihr Frühjahrsgutachten mit dem Titel „Geopolitischer Umbruch verschärft Krise – Strukturreformen noch dringlicher“ veröffentlicht. Darin erwarten sie für Deutschland im Jahr 2025 eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Schwächephase.

Darin erwarten sie für Deutschland im Jahr 2025 eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Schwächephase. Entsprechend dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr nach dem Vorjahresrückgang von -0,2% mit real +0,1% nahezu stagnieren. Dabei wirkt u.a. die US-Handelspolitik belastend, die deutsche Wirtschaft leidet aber weiter auch an strukturellen Herausforderungen. Für das kommende Jahr wird – insbesondere bedingt durch die expansivere Finanzpolitik (u.a. Infrastruktur-Sondervermögen) – ein BIP-Zuwachs von real +1,3% erwartet. Zusätzliche Risiken würden sich durch eine weitere Verschärfung der Handelskonflikte ergeben.

  • Die Binnennachfrage wird sich im Prognosezeitraum heterogen entwickeln. Die Dynamik des privaten Konsums wird voraussichtlich schwach bleiben (2025 / 2026: +0,5% / +0,7%), da die real verfügbaren Einkommen weniger stark steigen werden. Die Ausrüstungsinvestitionen dürften nach deutlichen Rückgängen 2024 auch in diesem Jahr noch einmal sinken (-1,3%), bevor 2026 die starke Ausweitung der Verteidigungsausgaben sowie zunehmend auch die langsam wieder wachsende Wertschöpfung in der Industrie für eine Trendumkehr sorgt (+4,0%).
  • Der Außenhandel dürfte verstärkt unter der US-Zollpolitik leiden. Entsprechend gehen die Institute für 2025 von einer Fortsetzung des Exportrückgangs aus; die Ausfuhren dürften um real -2,7% zurückgehen. Dabei ist eine mögliche weitere Eskalation der globalen Handelskonflikte nicht berücksichtigt. Für 2026 wird – ausgehend von einer anziehenden Nachfrage auf den europäischen Absatzmärkten – eine leichte Erholung um +1,5% erwartet.
  • Bei den Verbraucherpreisen geht das Frühjahrsgutachten von einer leichten Abschwächung des Anstiegs aus: Zwar werden die Zollpolitik und die höheren Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur für sich genommen den gesamtwirtschaftlichen Preisauftrieb verstärken, auf der anderen Seite stehen aber nachlassende Preise für Dienstleistungen. Die Institute erwarten für 2025 bzw. 2026 einen Zuwachs des Verbraucherpreisindex von +2,2 bzw. +2,1%.
  • Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich zuletzt verschlechtert. Dabei war auch ein Kapazitätsabbau in der energieintensiven Industrie spürbar. Die Zahl der Arbeitslosen ist seit Mitte des Jahres 2022 um über 450.000 Personen gestiegen, die Arbeitslosenquote hat von 5,4 auf 6,3% zugenommen. Der Abbau von Arbeitsplätzen findet vor allem im Verarbeitenden Gewerbe statt. In den kommenden Monaten dürfte die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Erst im Zuge der Belebung der wirtschaftlichen Aktivität im Verlauf des kommenden Jahres ist mit einer sinkenden Arbeitslosigkeit zu rechnen.
  • Bei der Baukonjunktur sehen die Institute unter dem Titel „Grundstein gelegt – aber Erholung der Bauinvestitionen braucht Zeit“ Anzeichen einer Stabilisierung:

„Die Bauinvestitionen sind nun vier Jahre in Folge rückläufig. Der Anstieg im vierten Quartal ist vor allem auf eine starke Entwicklung im Wirtschaftsbau (2,6 %) und eine moderate Ausweitung des Wohnbaus zurückzuführen (0, 8%), während der öffentliche Nichtwohnbau leicht rückläufig war (-0,2 %). Dabei überzeichnete die milde Witterung am Jahresende die konjunkturelle Dynamik.  

Für das erste Quartal 2025 rechnen die Institute mit einem weiteren Rückgang der Bauinvestitionen um 0,4 %. Im Januar 2025 lag die Bauproduktion zwar über dem Niveau des Vorquartals, jedoch war die Kapazitätsauslastung in den ersten drei Monaten des Jahres niedriger als im Vorquartal. Auch die Geschäftslage im Baugewerbe wurde trotz einer leichten Aufhellung im März weiterhin überwiegend negativ eingeschätzt (-11,9 Saldenpunkte), und die Unternehmen berichten nach wie vor häufig über fehlende Aufträge. Zudem beeinträchtigten ungünstige Witterungsbedingungen, insbesondere im Februar, die Bautätigkeit im Tiefbau. Im weiteren Prognoseverlauf dürfte die Baurezession aber allmählich überwunden werden. 

Die Auftragseingänge im Wohnungsbau sind in der Tendenz seit drei Quartalen aufwärtsgerichtet und legten im Januar sogar deutlich zu. Zugleich stieg das Transaktionsvolumen am Immobilienmarkt. Die Baugenehmigungen waren zum Jahreswechsel deutlich aufwärtsgerichtet und beendeten damit den seit 2021 andauernden Abwärtstrend. Die Erholung dürfte allerdings nur langsam an Fahrt gewinnen. Der Nachfragemangel bei Wohnungsbauunternehmen bleibt laut ifo-Konjunkturumfragen weiterhin ausgeprägt. Außerdem hat die Aussicht auf eine höhere Kreditaufnahme des Staates an den Kapitalmärkten bereits im März zu einem Anstieg der Hypothekenzinsen geführt, was seinerseits die Erholung zum Ende des Prognosezeitraums dämpfen dürfte.  

Der öffentliche Bau wird die Bauinvestitionen im Prognosezeitraum stützen. Besonders im Tiefbau sind die Auftragsbücher nach wie vor gut gefüllt. Infolge der expansiven Finanzpolitik, nicht zuletzt durch den Abfluss von Mitteln aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur, dürfte die öffentliche Hand für einen weiteren Anstieg im kommenden Jahr sorgen. Eine spürbare Ausweitung der Kapazitäten der Bauwirtschaft in diesem Bereich ist im Prognosezeitraum jedoch nicht zu erwarten, da entsprechende Anpassungsprozesse typischerweise längere Zeit in Anspruch nehmen.  Die erhöhte Nachfrage dürfte folglich zu einem Anstieg der Kapazitätsauslastung führen. Diese lag im ersten Quartal bei durchschnittlich 71 %. Im Prognosezeitraum dürfte das bislang beobachtete Auslastungsmaximum von 78 % erreicht werden. Dies dürfte seinerseits mit einer verstärkten Preisdynamik einhergehen. Ein Teil der nominalen Zusatzinvestitionen des Staates dürfte folglich nicht zu einer Erhöhung der Bautätigkeit, sondern der Gewinne und Löhne führen. 

Der Wirtschaftsbau wird im Prognosezeitraum voraussichtlich im Einklang mit den privaten Investitionen in Ausrüstungen ausgeweitet werden. Mit dem Vorantreiben des Ausbaus der Energienetze sowie des Glasfaserausbaus sind auch im Wirtschaftsbau Impulse aus dem Sondervermögen für die Infrastruktur zu erwarten. Perspektivisch dürften die Kapazitäten allerdings zunehmend knapper werden. Im Tiefbau könnte in der Folge eine gewisse preisliche Verdrängung vom Wirtschaftsbau hin zum öffentlichen Bau stattfinden. 

Nach drei Jahren kräftiger Preissteigerungen in Folge, in denen die Preise im Bau um 25 % zugelegt hatten, flachte der Anstieg infolge der geringen Nachfrage im Jahr 2024 ab. Der Deflator erhöhte sich jedoch immer noch deutlich um etwa 3%. Seit Jahresbeginn sind die ifo-Baupreiserwartungen wieder positiv. Die knappen Kapazitäten im Tiefbau dürften die Preise ebenfalls treiben. Nach Einschätzung der Institute legen die Baupreise im Jahr 2025 um 2,3 % und im Jahr 2026 um 2,4 % zu. 

Insgesamt rechnen die Institute aufgrund des schwachen Jahresauftakts mit einem leichten Rückgang der Bauinvestitionen um 0,3% im laufenden Jahr. Im kommenden Jahr werden sie erstmals seit dem Jahr 2020 wieder steigen (2,5 %).“

Als Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. teilen wir die Einschätzungen der Institute zur Baukonjunktur. Die längerfristigen Nachfrageeffekte des Sondervermögens werden auch davon abhängen, inwiefern die geplanten Maßnahmen für die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie für das schnellere und günstigere Bauen realisiert werden. Mögliche Preiseffekte hängen auch davon ab, wie schnell die Kapazitäten an die zusätzliche Nachfrage angepasst werden können.

In ihren weiteren Überlegungen appellieren die Institute an die Politik, in den kommenden Jahren parallel zur Ertüchtigung der Infrastruktur und zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit umfassende Strukturreformen durchzuführen. Zur Beseitigung der strukturellen Wachstumsschwäche müssten u.a. die sozialen Sicherungssysteme demografiefest gemacht und Arbeitsanreize erhöht werden. Im Bereich der Energie- und Klimapolitik plädieren sie gegen Stromsubventionen und für Maßnahmen zur Senkung der Energieproduktionskosten sowie für die Stärkung des CO2-Preises. Kurzfristige wirkende Partikularförderungen wie Subventionen für E-Autos oder Agrardiesel werden ebenso kritisch gesehen wie weitere Umverteilungsmaßnahmen für die Ausweitung der Mütterrente.