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28.06.2022

Bundesregierung setzt „Schlingerkurs“ bei der Förderung energieeffizienter Gebäude fort

Wir erinnern uns: Ab dem 20. April 2022 konnten wieder Förderanträge bei der KfW für die Effizienzhaus 40 Neubauförderung (EH 40) mit modifizierten Bedingungen gestellt werden. Doch das hierfür bereitgestellte Budget von 1 Mrd. Euro war bereits wenige Stunden nach dem Programmstart aufgebraucht und die Bundesregierung musste erneut einen sofortigen Förderstopp verkünden. Wie geht es nun weiter?

Auf der Homepage der KfW war zu lesen "Wegen der enorm hohen Nachfrage sind die Fördermittel für energieeffiziente Neubauten jetzt komplett ausgeschöpft. Bitte stellen Sie keinen neuen Antrag mehr." Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sprach von einem großen Run auf die Fördermittel und bekräftigte noch einmal, dass das Fördermittelbudget nicht aufgestockt wird. Neue Förderanträge für die bisherigen Standards können nicht mehr gestellt werden.

 

Anstelle dessen wurde ein neues Förderprogramm gestartet, bei dem nur noch die EH 40 Nachhaltigkeits-Klasse gefördert wird. Zur Erlangung dieses Standards ist eine Nachhaltigkeitsbewertung gemäß des neuen Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) erforderlich und es ist die Einhaltung von insgesamt vier besonderen Anforderungen im öffentlichen Interesse nachzuweisen. Diese Anforderungen definieren Grenzwerte bezüglich THG-Emissionen und Energiebedarf nicht erneuerbar und definieren Vorgaben bezüglich der nachhaltigen Materialgewinnung (derzeit nur für Holz/Holzwerkstoffe), der Schadstoffvermeidung in Baumaterialien und der Barrierefreiheit.

Angesichts des hohen Aufwands für die Nachhaltigkeitszertifizierung nach einem der gemäß QNG zugelassenen Zertifizierungssysteme (z.B. DGNB oder NahWo) der zu den ohnehin anfallenden Kosten für die Realisierung der Energieeffizienz-Maßnahmen hinzukommt, ist damit zu rechnen, dass der neue Förderstandard keine signifikante Nachfrage erfahren wird. Erschwerend kommt hinzu, dass für die Erstellung der geforderten Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden bisher weder geeignete Planungstools noch ausreichend Fachpersonal (ausgebildete und zertifizierte Nachhaltigkeitsauditoren) zur Verfügung stehen.

Mit dem Blick auf das Ziel der Schaffung des dringend benötigten, kostengünstigen und gleichzeitig energieeffizienten Wohnraums kann diese Entwicklung nur als eine politische Bankrotterklärung betrachtet werden.

Ab Januar 2023 soll das neue Förderprogramm mit dem Titel „Klimafreundliches Bauen“ die bisherigen Förderprogramme ablösen. Dieses Programm soll das Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen weiterentwickeln und wird insbesondere die Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus der Gebäude noch stärker in den Fokus stellen.

Es bleibt also spannend.