Bundesbauministerin Klara Geywitz zu Besuch in Oranienburg
Unter dem Motto „Zukunft nachhaltig bauen“ war Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) während ihrer Sommertour am 15. August 2022 zu Besuch in unserem Mitgliedswerk in Oranienburg-Germendorf. Zu den wichtigsten Themen – material- und technologieoffenes Bauen als Garant für eine nachhaltige Bauwirtschaft sowie Treibhausgasneutralität der Kalksandsteinindustrie – gab es mit Klara Geywitz einen offenen und konstruktiven Austausch. Die Zusage, auch die aktuellen Herausforderungen der Kalksandsteinindustrie zum Bestandteil der politischen Agenda des Bauministeriums zu machen, sieht der Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. (BV KSI) als positives Signal.
Kalksandsteinindustrie: Herausforderungen und Potentiale
Die aktuelle Energiekrise mit dem extremen Anstieg der Produktionskosten ist eine riesige Herausforderung. Der Preis für Erdgas – dem Hauptbrennstoff der Kalksandsteinindustrie – hat sich innerhalb eines Jahres vervierfacht. Neben der Gasspeicherumlage kommt zum 1. Oktober 2022 nun noch die jüngst beschlossene Gasumlage hinzu. Beides zusammen wird die Kalksandsteinindustrie jährlich mit weiteren Mehrkosten von bis zu 20 Millionen Euro belasten. Es ist daher unbedingt notwendig, dass die Politik gegensteuert und Mechanismen entwickelt, die den Unternehmens- und Industriestandort Deutschland stützen.
Mit Blick auf die Zukunft ist es von erheblicher Bedeutung, die vorhandenen, nachhaltigen Eigenschaften des Kalksandsteins anzuerkennen und zu nutzen. „Kalksandsteine sind in der Lage, CO2 dauerhaft zu binden. Sie wirken als natürliche mineralische CO2-Senke und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Dieser sogenannte Recarbonatisierungseffekt muss deshalb schnellstmöglich in die nationalen und europäischen Normen und gesetzlichen Regelungen aufgenommen werden“, so Dr. Hannes Zapf, Vorstandsmitglied des BV KSI. Darüber hinaus verwendet die Kalksandsteinindustrie ausschließlich regionale Rohstoffe, was lange Transportwege vermeidet und den Baustoff von unkalkulierbaren Lieferketten unabhängig macht. Die Lieferfähigkeit von Mauersteinen ist im Vergleich zu anderen Baustoffen dadurch momentan gesichert.
Politische Weichenstellungen für technologieoffene Bauweisen
Aufgrund seiner natürlichen, nachhaltigen und wirtschaftlich günstigen Eigenschaften ist Kalksandstein der im mehrgeschossigen Wohnungsbau weiterhin am häufigsten verwendete Baustoff. Es ist politisch erklärtes Ziel, gerade die Bauvorhaben im sozialen Wohnungsbau deutlich zu steigern. Bundesbauministerin Geywitz weiß angesichts dieser Pläne um die besondere Rolle von Kalksandstein, als einen Baustoff der Zukunft: „Wir müssen die Baukapazitäten ausweiten und produktiver werden. Das bedeutet, dass alle uns verfügbaren Bauweisen zum Einsatz kommen werden. Das Bundesbauministerium versteht sich grundsätzlich als technologie- und materialoffen“ so Geywitz. Mit seriellem und modularem Bauen lässt sich insbesondere der Wohnungsbau dynamisch und effizient voranbringen. Hier bietet die Kalksandsteinindustrie schon heute Lösungen für ein fortschrittliches und wirtschaftliches Bauen mit System. Mit ihrem hohen Grad der digitalisierten Konfektionierung und automatisierten Prozessen auf den Baustellen ist die Kalksandsteinindustrie auf diesem Weg ein verlässlicher Partner.
Roadmap 2045: Der Weg in eine treibhausgasneutrale Kalksandsteinindustrie
Die Kalksandsteinindustrie als energieintensive Industrie übernimmt Verantwortung und hat eine eigene Roadmap entwickelt, um bis zum Jahr 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Das verlangt eine vollständige Abkehr von fossilen Energieträgern, die über einen umfangreichen Maßnahmen-Mix erreicht werden kann. Die wesentlichen Schritte bestehen in der Transformation der Produktionstechnologien, um bestehende Anlagen für die Dampferzeugung für erneuerbare Energien umrüsten zu können. Daran ist ein erheblicher Investitionsbedarf für die 77 Kalksandsteinwerke in Deutschland gebunden. Der Verband rechnet mit notwendigen Investitionen von weit über 600 Mio. Euro, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.
Dies ist nur mit staatlicher Unterstützung möglich. Daher erwartet der BV KSI seitens der Politik Förderprogramme, die den Kalksandstein als nachhaltigen und regional verfügbaren Rohstoff gleichwertig zu anderen Rohstoffen der Baubranche betrachten und damit den deutschen Mittelstand stärken. „Unsere mittelständisch geprägte Industrie benötigt ein wirtschaftsfreundliches, zukunftsfähiges Umfeld mit Standortbedingungen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter beeinträchtigen. Hierzu gehört u. a., dass eine leistungsfähige Netz-Infrastruktur – z. B. für Wasserstoff – frühzeitig bis auf kommunale Ebene mitgedacht wird“, so Christian Bertmaring, Geschäftsführer, der Baustoffwerke Havelland GmbH & Co. KG. Somit kann und wird die Kalksandsteinindustrie auch perspektivisch eine maßgebliche Rolle im Drei-Säulen-Modell zur nachhaltigen Entwicklung spielen, um ein Gleichgewicht zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen zu erreichen.