Wohnqualität am Mainzer Rheinufer
Ein ehemaliges Bahngelände, Teil des alten Mainzer Bahnhofs in unmittelbarer Rheinnähe, ist heute eines der attraktivsten Wohngebiete in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Eingebettet zwischen Fluss, S- und ICE-Bahntrasse sowie dem Mainzer Stadtpark, verbindet das Quartier “Am Winterhafen” Komfort und energetische Qualitäten eines hochwertigen Neubauensembles mit einem urbanen und zugleich mediterranen Lebensgefühl.
Städtebauliche Umgebung
Die ehemalige Industriebrache, auf der das Wohngebiet “Am Winterhafen” entstand, schlummerte über Jahrzehnte vergessen im Mainzer Südwesten. Das Gelände war wie ausgegrenzt im sonst regen, bunten Treiben der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Noch bis in die 2000er Jahre glaubte kaum jemand an das Potenzial der besonderen Lage am Rheinufer. Dabei ist das Areal zwischen Fluss, Bahntrasse und Stadtpark ideal angebunden: Die Altstadt ist nur wenige Gehminuten entfernt, der Park ebenfalls in Laufweite und der Rhein mit dem vorgelagerten Victor-Hugo-Ufer lockte schon immer die Mainzer Jugend für Freizeitaktivitäten an.
Innerstädtisches Bindeglied
Die Ausgangslage für das ambitionierte Neubauprojekt war keineswegs ideal, denn erste Konzepte fielen direkt in die Zeit nach dem Börsencrash 2008. Im Sommer 2009 wurden die Rufe nach komfortablem Wohnen an der Rheinpromenade lauter. Das Urkonzept sah sogar Bootsanleger für die Bewohner vor, direkt am Winterhafen – vom Boot ohne Umwege in das eigene Bootshaus. Ein Projektansatz, der sich jedoch nicht realisieren ließ und im Rückblick keineswegs die beste Lösung für das innerstädtische Areal gewesen wäre. Denn der demokratische Ansatz, der heute mit der freien Zugänglichkeit für die ganze Bevölkerung zum Tragen kommt, war wichtig für die nachhaltige Stadtentwicklung in Mainz.
Inhalt ausblendenGrundmotiv Bootshaus
Für das Gelände lag bereits ein Bebauungsplan vor, bevor der Bauherr das Projekt ab 2011 realisieren ließ. Die Architekten Koch & Estenfeld entwarfen insgesamt 160 Wohnungen und 600 m2 Büroflächen, die in mehreren Bauabschnitten umgesetzt wurden. Das Grundmotiv des Bootshauses taucht auch im Entwurf auf – sei es in einzelnen Bullaugenfenstern der Häuser, den hellen Fassadenoberflächen und großen Fensteröffnungen oder den großzügigen Austritten. Außenraum und Innenraum stehen hier in stetiger Korrespondenz. Die Aufenthaltsräume sind Richtung Uferpromenade nach Nordosten orientiert. Vor allem in den Sommermonaten erweist sich das als Vorteil: Die Wohnräume können nicht zu stark aufheizen.
Hohe Freiflächenqualität
Die Erschließung der Wohnanlage erfolgt über die Uferpromenade am Winterhafen. Das halb aus dem Boden ragende, natursteinbekleidete Tiefgaragengeschoss ist einer Kaimauer nachempfunden, auf der die Gebäude wie auf einem Sockel ruhen. Teil des Freiflächenkonzepts war es, Entlüftungsschächte oberhalb der Tiefgarage zu reduzieren und trotzdem natürlich zu be- und entlüften. Das Dach der Tiefgarage ist als gut nutzbarer Freiflächenbereich mit intensiver Dachbegrünung angelegt. Es ist heute die “grüne Lunge” des Quartiers mit zahlreichen Ruhezonen, Bäumen und Spielplätzen. Die Flachdächer der Wohnhäuser sind zusätzlich extensiv begrünt.
Besonderer Schallschutz
Eine besondere Herausforderung dieses Projektes war der erhöhte Schallschutz, der vor allem konstruktiv berücksichtigt worden ist. Neben speziellen Schallschutzfenstern, Kastenfenstern mit außen- und innenliegender Mehrfachverglasung –, die im Bereich der zur Bahntrasse zugewandten Bebauung verwendet wurden, setzten die Architekten auf Kalksandstein als massiven Wandbaustoff. Darüber hinaus liegen alle Bäder und Küchen zur Bahntrasse orientiert, die Wohn- und Schlafräume haben hingegen Ausblick zum Winterhafen und zum Rhein.
Großzügig gestaltete Fassaden
Die Fassade ist offen und mit viel Glas realisiert. Das Bild einer kleinteiligen Lochfassade bietet sich somit nicht. Im Gegenteil: Innenräume und Außenbereich scheinen miteinander zu verschmelzen. Die großzügigen Fensterflächen und bodenhohen Türen erzeugen im Zusammenspiel mit den Balkonen und zurückspringenden Dachterrassen ein heterogenes Wechselspiel in den Ansichten. Das erweist sich als wichtig für eine angenehm maßstäbliche Wahrnehmung der Baumassen in den Gebäudefluchten.
Gleichwertige Wohnungsqualitäten
Die Wohnungsgrundrisse sind in den Bauvolumina nach zwei Seiten orientiert, was eine große Qualität und Gleichwertigkeit aller Wohnungen bedingt. Die Grundrisse sind darüber hinaus so geplant, dass auch die Gebäude in der zweiten Reihe stets in der Blickachse zum Rhein liegen. Alle 160 Wohnungen weisen dadurch den attraktiven Bezug zum Fluss auf.
Inhalt ausblendenMaterialwahl und Konstruktion
Kalksandstein ist der strukturbildende Werkstoff. Die Tiefgarage ist als Sockelgeschoss in wasserundurchlässigem Stahlbeton ausgeführt, da die Nähe zum Rhein zu Grundwasserschwankungen und drückendem Wasser führt.
Die Gebäude sind ab dem Erdgeschoss massiv mit KS XL-Planelementen in der Größe 99,8 × 49,8 cm und Dicken zwischen 24 und 30 cm ausgeführt. Verwendung fanden hier die Rohdichteklassen 2,0 und 2,2. Die Fassaden sind ebenfalls aus KS XL-Planelementen in den Abmessungen 99,8 × 49,8 cm und 30 cm Dicke ausgeführt. Hinzu kommt ein Wärmedämmverbundsystem, das verputzt und farblich gestaltet ist. Lediglich die Treppenhäuser und die Aufzugsschächte wurden aus Beton erstellt. Der Einsatz von Kalksandstein ermöglichte im Projekt die Übererfüllung der geltenden Schallschutzanforderungen für Wohngebäude.
Die Wohngebäude sind als KfW-55-Effizienzhäuser klassifiziert. Im Zusammenspiel mit der regenerativen Fernwärme, der hochgedämmten Fassade und den optimal schall- und wärmeschutzgedämmten Fenstern entstanden attraktive, nachhaltige und wirtschaftliche Wohnungen im Zentrum von Mainz.
Die hohe Flexibilität in den Grundrissen entsteht durch die großzügige Tragstruktur, die mit den KS-Planelementen möglich wird. Hinzu kommt die barrierefreie Zugänglichkeit der Wohnungen, die eine Nutzung in allen Alters- und Lebenssituationen ermöglicht.
Inhalt ausblendenProjektdaten
Am Winterhafen | |
Standort | 55116 Mainz |
Fertigstellung | 2011–2014 |
Bauherr | Projektgesellschaft Wohnen am Winterhafen GmbH & Co. KG |
Architekten | Architekten Koch & Estenfeld, Mainz |
Tragwerksplaner | Ingenieurbüro Markus Estenfeld, Mainz |
Generalunternehmer | Hotel und Wohnbau, Koblenz |
Energiekonzept, Bauphysik | Ingenieurbüro Markus Estenfeld |
BGF | 19 .200 m2 |