Konversionsfläche im Norden von Jena

Auf einem vormals mit Kasernen bebauten und von städtischer Wohnstruktur umgebenen Areal in Jena-Nord entstand eine generationenübergreifende Wohnanlage. Auf 1,1 Hektar Fläche gruppieren sich sieben Mehrfamilienhäuser um zwei Innenhöfe und bilden so den Rahmen für ein grünes, generationengerechtes und gemeinschaftliches Wohnkonzept.

Vormalige Arealnutzung und städtisches Umfeld

Das Baugrundstück für sieben Geschosswohnungsbauten samt Stellplätzen und begrünten Freiflächen befindet sich zwischen der Camburger Straße und der Zeitzer Straße im Stadtteil Jena-Nord. Vormals waren auf dem Areal Kasernen angesiedelt. Die von der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen übernommenen Flächen wurden als Wohnbauland ausgewiesen und sind darauffolgend in den Besitz der Thüringer Wohnungsgesellschaft jenawohnen gekommen. Diese ließ als Bauherr auf
11.400 m2 Grund die “Gartenstadt 2.0 – Quartier Immergrün” errichten.

Die Konversionsfläche fügt sich in einen vorhandenen städtischen Kontext ein, der von der industriellen Block- und Zeilenbauweise des Siedlungsbaus aus den 1960er Jahren geprägt ist. So ist einerseits im Viertel eine urbane Infrastruktur gegeben, samt Schulen, Kindergärten, Senioreneinrichtungen, Gewerbe und Verkehrsnetzanbindung, und andererseits die Nähe zu Natur und Naherholungsgebieten vorhanden.

Der Fluss Saale samt seiner Aue sowie weitere Ausflugsziele bilden eine landschaftlich reizvolle Umgebung. Ein übergreifendes Stadtentwicklungskonzept für die nördlichen Stadtgebiete von Jena begleitet den weiteren Prozess hin zur Ausbildung
von Urbanität im Sinne einer gewachsenen Struktur und einer stärkeren Stadtteilbildung.

Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
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Planerische Grundlagen für das konvertierte Areal

Aus einem geladenen Wettbewerb mit fünf Büros gingen die Jenaer Architekten Wagner + Günther als Planer für das Konversionsareal hervor. Diese konzipierten sieben Häuser mit 90 Wohneinheiten, die sich in rechtwinkliger Anordnung um zwei Innenhöfe gruppieren.

In den westlichen und östlichen Grundstücksbereichen treten die jeweiligen Gebäude von den flankierenden Straßenlinien weiter zurück. Hier befinden sich Parkflächen für Autos, Carsharing-Stellflächen und eine E-Tankstelle. Letztere unterstreichen gemeinsam mit insgesamt 240 Fahrradstellplätzen das grüne Konzept des Wohnquartiers.

Die Baukörper haben eine rechteckige Grundform und weisen klassische Lochfassaden auf. Im Attikageschoss bilden Rücksprünge an den Querseiten der Gebäude Raum für großzügige Dachterrassen.

Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz

Zusammen mit den Balkonen sowie den Mietergärten und an die Erdgeschosswohnungen angrenzenden, ebenerdigen Terrassen bilden diese eine Vielzahl an privaten Freiflächen. Die einzelnen Häuser beinhalten ausschließlich barrierefreie Wohnungen mit zwei bis sechs Zimmern sowie frei verteilte Maisonettewohnungen. Ein Drittel des Erdgeschosses ist als Kellerersatzfläche ausgewiesen. Als einzige divergierende Nutzung auf dem Areal befindet sich in einem der Häuser eine quartiersübergreifende Senioreneinrichtung.

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Farbelemente an der Fassade

Neben den holzbekleideten Balkonen steigern zahlreiche französische Fenster die Wohnqualität und lockern die Vollwandflächen der Fassade auf. Absturzsicherungen aus Metall und die folierten Kunststofffenster sind in dunklem Grau ausgeführt.

All diese Nuancen werden in den mehrfarbigen Klinkerriemchen wieder aufgegriffen, die gemäß eines funktionalistischen Gestaltungsprinzips in den Bereichen der Kellerausgleichsflächen im Erdgeschoss und an den Eingangsbereichen als Fassadenelemente vorkommen.

Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
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Grünanlagenkonzept

Der Gestaltung der Außenanlagen wurde im Wohnquartier Immergrün viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Innenhöfe prägen autofreie Wege, eine naturnahe Bepflanzung, etwa mit Wildblumen und Obstbäumen, und Gemeinschaftspavillons, wie ein Gartenhaus oder Fahrraddepots. Dazu wird in den privaten Mietergärten das landschaftsarchitektonische Konzept der gemeinsam nutzbaren Flächen fortgeführt.

Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
Städte im Wandel: Jena, Foto: Boris Storz
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Materialwahl und Konstruktion

Die Gebäude haben eine massive Tragstruktur aus Kalksandstein-Mauerwerk. Dabei wurden die Außenwände mit KS XL-Planelementen mit einer Wanddicke von 24 cm, einer Höhe von 49,8 cm und einer Breite von 99,8 cm ausgeführt. In der Außenwandkonstruktion weisen die Steine eine Rohdichte von 2,0 und in den Wohnungstrennwänden von 2,2 auf. Damit ist ein erhöhter Schallschutz – sowohl innerhalb des Gebäudes als auch gegenüber Außenlärm – einfach und wirtschaftlich realisierbar. Unter anderem machte die Grundstückslage in unmittelbarer Nähe zu einer Bahntrasse, auf der bis vor Kurzem auch ICE-Züge fuhren, die Konstruktionsweise erforderlich. Innerhalb der einzelnen Gebäude sind die Wände meist in Kalksandstein ausgeführt.

Die Bauweise mit KS XL-Planelementen bzw. großformatigen Kalksandsteinen wirkt sich positiv auf die Baugeschwindigkeit aus und bringt einen wesentlichen Preisvorteil. Dabei werden die Steine inklusive der erforderlichen Passelemente im Werk
produziert und auf der Baustelle mithilfe von Versetzgeräten verlegt. Zuvor dienen die Planungsunterlagen der Architekten als Vorlage für objektbezogene Verlegepläne, die wiederum im Lieferwerk erstellt werden. Die individuellen Bausätze für jede Wand werden dann auf Paletten vorkonfektioniert geliefert.

Das Mauerwerk aus Kalksandstein im Jenaer Projekt kleidet ein Wärmedämmverbundsystem sowie eine hellbeige verputzte Oberfläche. Einzelne Bereiche der Fassaden sind mit mehrfarbigen keramischen Verblendern bekleidet. Die Gebäudeansichten dominieren ebenso horizontal gereihte Holzelemente. Diese kommen als Balkonbrüstungen, als Schiebeläden vor Fenstern an den Gebäudeschmalseiten oder an den Nebengebäuden vor. Die barrierefreien Balkone haben eine
Plattform aus oberflächenfertigem Sichtbeton.

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Projektdaten

  Gartenstadt 2.0 – Quartier Immergrün
Standort 07743 Jena
Fertigstellung 2016
Bauherr jenawohnen GmbH
Architekten Wagner + Günther Architekten
Generalplaner Wagner + Günther Architekten
Landschaftsarchitekten Schley + Partner
BGF 11.996 m2
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